27.04.2019- Rezension zu der CD „Harmony“ Klassik Heute

15. Mai 2019

Ihre Chopin-CD gefällt rundherum: Sie macht alles richtig, mit ihrem immer singenden Anschlag, mit Feinsinn, Zartheit und dann auch wieder drängender Energie lässt sie viel Raum für Poesie und Innigkeit, gestaltet schwebende Rhythmen, verzärtelt nichts, lässt nichts verschwimmen und lässt nichts in träumerischer Endloslangsamkeit verdämmern. Die transparente Klarheit ihres Spiels erinnert daran, dass Chopin Bach sehr geliebt und bewundert hat.

Sie hat das „richtige“, das heißt: stimmige Maß an Verzögerungen und Beschleunigungen, behandelt in den vier Mazurken den Rhythmus frei, aber immer bezwingend, betätigt das Pedal maßvoll-klug, und sie verwebt schön in den fünf Nocturnes die melodieführende Rechte mit der „begleitenden“ Linken.

Balladesker Überschwang und sinnende Sehnsucht herrscht in der Ballade Nr. 1, op. 23. kraftvoll brodelnde Turbulenz im Scherzo Nr. 1 op. 20, und zauberhaft-impressionistische Glitzergirlanden funkeln im Nocturne Nr. 20 in cis-Moll op. posth., das diese CD beschließt.

Dem Sound-Engineer Wolfgang Schifermair gelingt es hervorragend, den herrlich satt-sonoren Bassklang des Flügels einzufangen, so dass man glaubt, in der ersten Reihe eines imaginären Konzertsaals zu sitzen.

Rainer W. Janka [27.04.2019]